"Amiga? Den gibt's noch?" -- "Du hast noch 'nen Amiga?" --
"Das ist doch kein Computer, darum ist er auch schon längst tot!"

Warum diese Aussagen falsch sind, was dieser Rechner für eine Faszination auf tausende von Fans weltweit ausübt und wie ich zum Amiga gekommen bin, will ich hier einmal kurz erläutern.

Es fing alles im Jahre 1987 mit einem VC20 bei unseren Nachbarn an. Mit der Nachbarstochter habe ich viel Zeit davor verbracht. Einfache Spiele wie "Bonzo" oder ein Katz & Maus-Spiel, dessen Name vermutlich "Rat Race" war, haben uns so manchen Nachmittag drinnen verbringen lassen. Ungefähr eineinhalb Jahre später habe ich von meinem Kumpel Ernie seinen C16 gekauft. Den hatte ich aber kurze Zeit danach wieder verkauft. Dann kam mir ein C64 ins Haus, als noch das "C64-Fieber" umging. Ich liebte diese Maschine und war beeindruckt von ihren Fähigkeiten. Aber schon bald hatte sich Ernie einen Amiga 500 gekauft. Und als ich dessen Möglichkeiten sah, wollte ich auch sofort einen haben. Nach bestandenem Schulabschluss jobbte ich mit einem anderen Freund 1989 in einer Baumschule, um das Geld für diesen Computer aufzutreiben. Groß war die Aufregung als wir endlich nach Hamburg fuhren, um einen zu kaufen. Bei Brinkmann waren mittlerweile alle ausverkauft, aber Karstadt hatte noch welche, sogar mit dem coolen "Power Pack" (Wer kennt nicht noch "Textomat" oder "Pinball Wizard"?). Knapp 1000 DM hat der Spaß gekostet, und das war günstig! Schnell griff jetzt das "Amiga 500-Fieber" um sich. Fast jeder meiner Freunde hatte bald einen zu Hause stehen. Und so ging es los.

Die Möglichkeiten waren unbeschreiblich, und im Laufe der Zeit holten die Programmierer das Letzte aus dem Ding heraus! Schon sehr früh gab es Spiele, die einen umhauen konnten, wie z.B. "Defender of the Crown", "Turrican", "It came from the desert" oder "Monkey Island", von dem bis heute noch neue Ableger und Fortsetzungen erscheinen (leider nicht mehr für den Amiga).

Wer sich ein bisschen mehr damit beschäftigt hat, als nur zu spielen, kennt auch die "Szene" mit ihren teilweise gnadenlos guten Demos & Intros. Zu den Besten zählen auch heute noch Demos wie "Red Sector Megademo", "Budbrain Megademo" oder "Enigma". Diese und viele andere enthielten Grafiken und Musikstücke, die immer noch überzeugen. Und bei den Effekten versuchte jede Gruppe jedesmal noch eins draufzusetzen. Den Satz "Some records will be broken" kennen sicher noch einige. Gab es anfangs noch einfache Effekte wie "Bobs" und "Sinusscroller", wurden bald Effekte mit Namen wie "Vertical Rasterbars", "Fractals", "Laserlines" und "Plasma" bekannt. Teilweise gibt es die Gruppen auch heute noch, wie z.B. "TRSI", "Scoopex" oder "The Silents". Und manch ein Mitglied machte aus seinem Hobby auch einen Beruf. Sven, ein ehemaliger Arbeitskollege von mir, übrigens teilweise auch, der sehr gute Songs für Demos und Spiele wie "Der Reeder" geschrieben hat. Ein weiteres Beispiel sind die "Silents", die mit "Pinball Dreams" 1992 ein Wahnsinnsspiel herausgaben.

In Sachen Grafik war der Amiga von Anfang an auch einfach ungeschlagen. Er brachte gleich eine grafische Benutzeroberfläche mit, und seine 4096 maximalen Farben ließen die Herzen höher schlagen. Jeder kennt sicher Serien wie "Babylon 5" oder "Seaquest DSV", an denen immer ein Amiga seinen Dienst verrichtet hat. Er wird deshalb gerne eingesetzt, weil es ein günstiger Rechner ist, aber dennoch professionelle Programme wie z.B. Lightwave oder Take2 zu bieten hat. Außerdem bringt er gleich ein Videosignal mit, das fernsehtauglich ist. Nicht zu vergessen auch Eric W. Schwartz, der seine sehr guten Bilder und Cartoons seit Ende der 80er nur mit einem Amiga erstellt.

Kennt noch jemand den Hit "Changing Minds" von der Gruppe "16 BIT" aus dem Jahre 1987? Das war der Beweis, dass der Amiga auch wunderbar für musikalische Zwecke einsetzbar war. Er brachte Talente hervor, wie Bjørn Lynne alias "Dr. Awesome", Jogeir Liljedahl oder Chris Huelsbeck, die noch heute in der Branche tätig sind. Als jüngstes Projekt ist hier noch die Gruppe "ANNEX" zu nennen.

Das alles sind gute Gründe, warum ich und tausende andere noch so zum Amiga stehen. Manch einer kann dies vielleicht nicht nachvollziehen, man muss wie ich von Anfang an dabei gewesen sein und die Magie, die dieser Computer ausstrahlt, miterlebt haben. Der Amiga ist mit keinem anderen Computer irgendwie vergleichbar, er ist eine Geschichte für sich, die trotz aller Unkenrufe noch lange nicht zu Ende ist.

  • Kein anderes System hat zwei Konkurse überlebt (Commodore und Escom),
  • kein anderes System wurde so oft weiterverkauft (z. B. an Gateway 2000),
  • kein anderes hat eine so treue Fangemeinschaft, nirgendwo ist die "Szene" so aktiv,
  • keine Plattform ist so einfach handzuhaben, ein PC ist nach einem Jahr uralt,
  • kein System hat so lange Zeit (knapp 10 Jahre!) ohne irgendwelche Entwicklung der Mutterfirma überstanden, nur durch Dritt-Entwickler und User,
  • und kein anderes System hatte eine eigene Musikgruppe, wie die Gruppe "ANNEX".

Das ist es, was Amiga ausmacht.
Amiga is "Back for the future" and "A class of its own"!